Die Straßen im Riederwald

Am Alten Volkshaus
Das alte Volkshaus war die Versammlungs- und Begegnungsstätte des Stadtteils und befand sich bis 1998 in der unmittelbar angrenzenden Max-Hirsch-Straße 34. Im Haus in der Straße Am Alten Volkshaus 1 (früher Max-Hirsch-Straße 32) wohnte Johanna Tesch.

Am Erlenbruch
Die Straße Am Erlenbruch bildet die nördliche Stadtteilgrenze.
Am Erlenbruch findet man heute die Sportgebiete der Eintracht Frankfurt und des FSV Frankfurt.

Am Riederbruch
Die Straße Am Riederbruch trennte im 15. Jahrhundert die Riederhöfe und deren damals zu Hessen-Hanau gehörenden Ländereien.

Dunckerstraße
Franz Duncker, 4.6.1822 bis 18.6.1888, war Publizist und Mitbegründer der Deutschen Fortschrittspartei (1861) und der Hirsch-Duncker`schen Gewerkschaften. Sein Bruder Maximilian Wolfgang Duncker, 15.10.1811 bis 21.7.1886, war Historiker. Er nahm 1848 an der Deutschen Revolution teil, war Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und arbeitete später an der Verfassung des Norddeutschen Bundes mit.

Engelsplatz
Friedrich Engels, 28.11.1820 bis 5.8.1895, war Philosoph. Sein Werk „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ (1845) gehört zu den frühen Grundlagen der politischen Ökonomie des Marxismus. 1848 verfassten er und Karl Marx das sog. Kommunistische Manifest. Während der deutschen Revolution war er Redakteur der „Neuen Rheinischen Zeitung“, 1849/1850 emigrierte er nach Großbritannien. Ab 1870 schrieb er zahlreiche Beiträge über den Sozialismus. Der Engelsplatz war bis 1945 der Mehmelerplatz.

Görresstraße
Johann Josef von Görres, 25.1.1776 bis 29.1.1848, war Publizist und Gelehrter. Er gab 1814 bis 1816 den „Rheinischen Merkur“ heraus, der wegen des Einsatzes für eine freiheitliche Verfassung in einem geeinten Deutschland unter einer österreichischen Führung verboten wurde, 1817 die „Altteutschen Volks- und Meisterlieder“ und 1819 die Schrift „Teutschland und die Revolution“. 1838 gründete er die „Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland“, welche großdeutsch orientiert waren.

Harkortstraße
Friedrich Wilhelm Harkort, 25.2.1793 bis 6.3.1880, war Unternehmer und führte in dieser Funktion den englischen Maschinenbau in Deutschland ein. 1848 war er Mitglied der bürgerlichen Rechten in der Preußischen Nationalversammlung. Später gründete er das Linke Zentrum des preußischen Abgeordnetenhauses. Zuletzt war er Mitglied der Deutschen Fortschrittspartei. Insgesamt trat er für die soziale Integration der Arbeiter in die bürgerlich-industrielle Gesellschaft ein.

Theodor-Haubach-Weg
Theodor Haubach, 15.9.1896 bis 23.1.1945, war Journalist und Widerstandskämpfer. Er wurde 1930 Pressechef im Berliner Polizeipräsidium und nach 1933 mehrfach inhaftiert. 1943 schloss er sich dem sog. Kreisauer Kreis an und wurde nach dem 20.7.1944 zum Tode verurteilt.

Max-Hirsch-Straße
Max Hirsch, 30.12.1832 bis 26.6.1905, war Politiker. Er setzte sich für die Integration der Arbeiterbewegung in den Linksliberalismus ein. 1868 begründete er die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine mit. Die Max-Hirsch-Straße war früher die Tilsitterstraße.

Iselinstraße
Isaak Iselin, 7.3.1728 bis 17.7.1782, war schweizerischer Philosoph, Historiker, Philanthrop und Schriftsteller. 1777 gründete er die heute noch bestehende Basler Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen. Wichtige seiner Schriften sind "Philosophische und patriotische Träume eines Menschenfreundes" (1755), "Über die Geschichte der Menschheit" (1764) und – als Herausgeber – "Ephemeriden der Menschheit, oder Bibliothek der Sittenlehre, der Politik und der Gesetzgebung" (1776 bis 1782).

Kirschenallee
Die Kirschenallee verbindet den Friedrich-Manz-Weg mit der Riederspießstraße. Kirschen gibt es dort heute keine mehr.

Lahmeyerstraße und Lahmeyerbrücke
Wilhelm Lahmeyer, 1859 bis 1907, war Elektroingenieur und Frankfurter Industrieller. Er war einer der großen Pioniere der Elektrifizierung, indem er Kraftwerke sowie Anlagen zur Stromübertragung und -verteilung plante und errichtete – zunächst in Deutschland, später auch in anderen europäischen Ländern. Zur Realisierung seiner Projekte entwickelte er schon damals Konzepte, die heute in modifizierter Form, z.B. als "Public Private Partnership", wieder aktuell sind.

Lassallestraße
Ferdinand Lassalle, 11.4.1825 bis 31.8.1864, war Publizist. Er studierte Philosophie, Philologie und Geschichte und war mit Engels und Marx bekannt. Er trat für einen Staat als „Einheit der Individuen in einem sittlichen Ganzen“ ein und definierte den Zweck des Staates mit Erziehung und Entwicklung der Menschen zur Freiheit. Sein Hauptwerk ist „Das System der erworbenen Rechte“ (1861). Ebenso wie Marx befürwortete er eine Gesellschaft ohne Privateigentum an den Produktionsmitteln. 1863 begründete er den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein mit, der später in der SPD aufging. Die Lassallestraße war bis 1945 die Tannenbergstraße.

Friedrich-List-Straße
Friedrich List, 6.8.1789 bis 30.11.1846, war Volkswirtschaftler. Er war von 1817 bis 1820 Professor in Tübingen. Die Professur verlor er wegen seiner radikal-liberalen Haltung. Danach floh er in die U.S.A. Ab 1830 war er für diese in Europa im konsularischen Dienst tätig und engagierte sich im Interesse der industriellen Entwicklung in Deutschland für den Eisenbahnbau. Sein Hauptwerk ist „Das nationale System der politischen Ökonomie“ (1841).

Friedrich-Manz-Weg
Friedrich Wilhelm Manz, 9.1.1872 bis 22.10.1957, war evangelischer Theologe. In der Zeit vom 1.3.1914 bis zum 31.10.1923 war er Pfarrer an der St. Nikolai-Gemeinde in Frankfurt am Main. Ab dem 1.1.1924 wirkte er als Pfarrer im Stadtteil Riederwald, von 1930 bis 1938 in der evangelischen Philippusgemeinde. In seinen Predigten und theologischen Veröffentlichungen erörterte er vor allem die Rolle des Christentums in der modernen Welt und das Verhältnis von Kirche und Staat. Dabei vertrat er liberalprotestantische Positionen. Ab 1933 setzte er sich für eine Neuordnung der kirchenorganisatorischen Verhältnisse ein, und lehnte das zentralistische Kirchenmodell der Deutschen Christen ab. In den fünfziger Jahren war er einer der wichtigsten Repräsentanten des freien Protestantismus in Deutschland. Zu seinen Werken zählen unter anderem „Ist die Kirche schuldig am Evangelium?“ (1901), „Erfüllt der moderne Staat christliche Ideale?“ (in: Im Kampf um die Volksseele, 1915), „Der innere Weg eines freien Christen“ (1952).

Karl-Marx-Straße
Karl Marx, 5.5.1818 bis 14.3.1883, war Jurist und Philosoph. Zunächst beschäftigte er sich mit der Philosophie Hegels, sodann mit dem Materialismus Feuerbachs. Mit Friedrich Engels verfasste er 1848 das sog. Kommunistische Manifest. Seine Hauptwerke „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ (1859) und „Das Kapital“ (1867 ff.) entstanden im Exil in London. Mit diesen beiden Schriften begründete er den wissenschaftlichen Sozialismus (sog. Marxismus). Danach erschienen für die 1864 gegründete Internationale Arbeiterassoziation (IAA) „Der Bürgerkrieg in Frankreich“ (1871) und für „New York Daily Tribune“ und die „Neue Oder-Zeitung“ und andere Zeitungen zahlreiche Zeitungsartikel. Die Karl-Marx-Straße war bis 1945 die Brombergerstraße.

Motzstraße
Friedrich Christian Adolf von Motz, 18.11.1775 bis 30.6.1830, war preußischer Politiker (von 1825 bis 1830 preußischer Finanzminister) und Wegbereiter und Mitbegründer des Deutschen Zollvereins.

Nebeniusstraße
Karl-Friedrich Nebenius, 29.9.1784/85 bis 8.6.1857, war badischer Staatsmann und Nationalökonom. Er studierte in Tübingen Jura und arbeitete zunächst in Rastatt als Rechtsanwalt. 1811 kam er als Finanzrat in das Badische Finanzministerium und erarbeitete als Referent für Verfassungsfragen die Grundlagen für die badische Verfassung von 1818. Weiterhin war er maßgeblich an der Gründung des deutschen Zollvereins beteiligt. Und in den Jahren 1838/39 und 1845/46 war er badischer Innenminister, 1846/49 Präsident des badischen Staatsrates.

Raiffeisenstraße
Friedrich Wilhelm Raiffeisen, 30.3.1818 bis 11.3.1888, war Begründer des auf solidarischer Selbsthilfe basierenden ländlichen Genossenschaftswesens (Raiffeisengenossenschaften). Im Gegensatz zu Schulze-Delitzsch wollte er diese Selbsthilfe durch die Hilfe des Staates ergänzt sehen.

Riederspießstraße
Die Riederspießstraße verbindet den Ostpark mit dem Wald des Stadttteils.

Rodbertusstraße
Johann Kark Rodbertus, 12.8.1805 bis 6.12.1875, war Nationalökonom. 1848 führte er als Mitglied der preußischen Nationalversammlung das sog. linke Zentrum. Er war Anhänger der Arbeitswerttheorie und lehnte Zins- und Rentenbildung, sofern sie auf Grund- und Kapitalbesitz beruhten, ab.

Roscherstraße
Wilhelm Roscher, 21.10.1817 bis 4.6.1894, war Nationalökonom. Er begründete die historische Schule der Nationalökonomie (Richtung der Volkswirtschaftslehre mit dem nicht erreichten Ziel, die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten empirisch-induktiv aus einer Gesamtschau des wirtschaftsgeschichtlichen Materials abzuleiten) mit.

Rümelinstraße
Gustav Rümelin, 26.3.1815 bis 20.10.1889, war Schriftsteller und Staatsmann. Er wurde 1848 zum Abgeordneten für die Nationalversammlung in Frankfurt gewählt und gehörte er zur sog. kleindeutschen, erbkaiserlichen Partei an. Von 1856 bis 1861 war er badischer Minister des Kirchen- und Schulwesens. 1867 habilitierte er sich als Dozent für Statistik und Psychologie an der Universität Tübingen.

Schäfflestraße (zugleich U-Bahn-Station)
Adalbert Schäffle, 24.2.1831 bis 25.12.1903, war Nationalökonom und Soziologe. Sein Hauptwerk heißt „Bau und Leben des sozialen Körpers“ (1875-1878). In ihm versuchte er biologische Gesetze auf die Gesellschaft und den Staat zu übertragen.

Schlettweinstraße
Johann August Schlettwein, 1731 bis 24.4.1802, war Nationalökonom. Er vertrat den Physiokratismus (ein Volkswirtschaftslehresystem, welches von der natürlichen Harmonie der Wirtschaft ausgeht, dem Ziel der Wirtschafts- und Finanzreformen zur Förderung der Landwirtschaft dienen sollte und auch noch für Marx eine erhebliche Bedeutung hatte) und war Rat der fürstlichen Rentkammer in Baden. Sein Hauptwerk ist „Grundfeste der Staaten oder die politische Ökonomie“ (1778).

Schulze-Delitzsch-Straße
Hermann Schulze-Delitzsch, 29.8.1808 bis 29.4.1883, war Jurist. 1849 gründete er auf wirtschaftliche Selbsthilfe basierende Genossenschaften, darunter „Volksbanken“. Im Gegensatz zu Raiffeisen und Lassalle lehnte er Finanzhilfen des Staates ab. Der Staat solle nur den rechtlichen Rahmen schaffen. 1861 gründete er die Deutsche Fortschrittspartei.

Johanna-Tesch-Platz (zugleich U-Bahn-Station)
Johanna Tesch, 24.3.1875 bis 13.3.1945, war eine der ersten Riederwälderinnen und entstammte einer Familie hugenottischer Herkunft. Im Jahr 1908 durften Frauen erstmals die Mitgliedschaft in einer politischen Partei erwerben. Und 1909 entschied sich Johanna Tesch, der SPD beizutreten. Darüber hinaus gründete sie nach der Geburt ihres dritten Sohnes den „Bildungsverein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse“ und die Ortsgruppe Frankfurt des „Zentralverbandes der Hausangestellten“ (noch heute haben einige Wohnungen im Riederwald Mansarden, damals für die Hausangestellten). Von 1918 bis 1923 war Johanna Tesch Vorstandsmitglied der Frankfurter SPD. 1919 wurde sie als Abgeordnete in die die Verfassung gebende Nationalversammlung von Weimar entsandt, und von 1920 bis 1924 saß sie als eine der ersten Frauen Abgeordnete im Reichstag. Bis 1933 war sie im Vorstand der SPD. Danach wurde die Partei verboten. Johanna Tesch setzte sich mit ihrem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Toleranz unbeirrbar für die Wahrung der Menschenwürde ein. Später wurde sie zur Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Als 1944 eine Brandbombe das Haus, in dem sie wohnte traf (Max-Hirsch-Straße 32, heute Am Alten Volkshaus 1), flogen sozialdemokratische Flugschriften aus der Zeit von vor 1933 sowie Handbücher und anderes Material aus der Zeit ihrer Abgeordnetentätigkeit auf die Straße. Sie wurde daraufhin am 22.8.1944 in ihrer Wohnung verhaftet und nach einer kurzen Gestapohaft in der Frankfurter Lindenstraße ins Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg gebracht, wo sie schließlich wegen Krankheit verstarb. Ihr Ehemann Richard Tesch richtete Gnadengesuche an die Gestapo und die Berliner Reichskanzlei, jedoch ohne Erfolg. Ihr an ihren Mann gerichteten Abschiedsbrief ging in den 50er Jahren verloren. An ihrem Haus im Riederwald ist eine Gedenktafel angebracht.
Der Johanna-Tesch-Platz hieß früher Schulze-Delitzsch-Platz.

Thünenstraße
Johann Heinrich von Thünen, 24.6.1783 bis 22.9.1850, war Nationalökonom. Er gilt als der Begründer der Grenzproduktivitätstheorie (theoretischer Ansatz für die Erklärung der Einkommensverteilung mit der zentralen Aussage, dass sich der Einsatz eines Produktionsfaktors bis zu dem Punkt der Gleichwertigkeit von Marktpreis und Produktionskosten lohnt).

Volgersbrunnenweg
Otto Volger, 18. bis 19. Jahrhundert, war Naturwissenschaftler. Er studierte Geologie und Mineralogie, wurde 1851 Professor in Zürich und gründete nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1856 im Jahr 1859 als Dozent für Geologie und Mineralogie an der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft das Freie Deutsche Hochstift als freie Akademie zur Pflege von Wissenschaft und Kunst. 1868 unternahm er einen erfolglosen Bohrversuch (vgl. die Straßenbezeichnung). Nebenher betätigte er sich auch politisch. 1848 wurde er Führer einer republikanisch und sozialistisch gerichteten Gruppe.

Die nördlich der U-Bahn-Linie gelegenen Straßen Am Sausee, Haenischstraße und Vatterstraße gehören zum Stadtteil Seckbach.